Mudras und ihre Bedeutung

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„Bring deine Hände in Chin Mudra und lege sie auf den Oberschenkeln ab“ Hast du diesen oder einen ähnlichen Satz schon mal in einem Yoga- oder Meditationskurs gehört? Vielleicht hast du, so wie ich in meinen ersten Yogastunden, zunächst nicht verstanden, was es damit auf sich hat und worum es geht?

Ich möchte dir in diesem Beitrag einige meiner liebsten Mudras sowie ihre Bedeutungen vorstellen und ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Denn Mudras sind unglaublich vielfältig und können unsere unsere Yoga- und Meditationspraxis ergänzen und unterstützen.

Was sind eigentlich Mudras?  

Der Begriff Mudra beschreibt eine symbolische Handgeste* aus dem indischen Kulturkreis, die im Yoga und in der Meditation unterstützend wirkt. Das Wort Mudra kommt aus der altindischen Sprache Sanskrit und bedeutet übersetzt „Siegel“ oder „Zeichen“. Mudras tragen eine tiefe Bedeutung und Kraft, können uns dabei unterstützen, Mut, Zuversicht, Vertrauen und inneren Frieden zu entwickeln und zu kultivieren. Sie unterstützen unsere Praxis und helfen uns dabei, im Moment zu bleiben. Dabei hat jede einzelne Geste ihre ganz eigene Bedeutung und Wirkung. So können einige Mudras zum Beispiel den Energiefluss in unserem Körper aktivieren, während andere uns dabei helfen, tiefer in die Meditation einzutauchen. 

*Übrigens: Das Wort Mudra steht nicht ausschließlich für Handhaltungen. Zwar werden diese sowohl im Yoga als auch in der Meditation am häufigsten genutzt, es gibt aber auch bestimmte Augenpositionen und Körperhaltungen, die als Mudras bezeichnet werden. Im indischen Kulturkreis werden die typischen Handgesten nicht nur im Yoga verwendet, sondern auch bei traditionellen Tänzen und im Alltag. 

Anjali Mudra

Anjali Mudra ist vermutlich eine der bekanntesten Mudras weltweit. Wenn du Yoga machst oder Meditationskurse besuchst, ist dir diese Geste vermutlich schon häufig begegnet. 

Anjali Mudra bedeutet übersetzt Darbringung oder auch Gruß und ist auch bekannt als Gebetshaltung oder Namasté Haltung. Im östlichen Kulturkreis ist sie eine Form der Begrüßung, wie das Händeschütteln. Eine weitere Bedeutung dieser Mudra ist die Verbindung von Gegensätzen: rechte und linke Hand, Yin und Yang, das Weibliche und Männliche in uns. Die Haltung vor dem Herzen symbolisiert dabei die Mitte unseres Seins, bringt Balance in unsere Gegensätze und schafft Bewusstsein für den Moment im Hier und Jetzt.

Anjali Mudra und Namasté beschreiben die Yoga- und Meditationspraxis in ihrem Kern: Die Verbindung zu unserer wahren Essenz zu stärken und gleichsam das Licht in allen anderen Lebewesen zu erkennen. Eine Geste voller Demut und Respekt. 

Ausführung: 
Anjali Mudra: Bringe deine Handflächen vor deinem Herzen zueinander. Die Daumen zeigen dabei Richtung Körper und berühren das Brustbein. 

Namasté: Belasse die Hände in der gleichen Position. Schließe deine Augen und lasse dein Kinn leicht in Richtung Herzraum absinken.

Übrigens: Namasté stammt aus dem Sanskrit und heißt so viel wie „Das Göttliche in mir verneigt sich vor dem Göttlichen in dir.“ 

Jnana Mudra und Chin Mudra  

Diese beiden sind eigentlich ein Mudra – die Geste ist die gleiche, nur die Richtung, in die die Hand zeigt ist eine andere und bestimmt, um welche Mudra es sich in der Ausführung handelt: Zeigen die Handflächen bei der Ausführung nach oben, wird die Geste Jnana Mudra genannt, zeigen sie nach unten, handelt es sich um die Geste Chin Mudra.* 

Jnana Mudra ist in der Meditationspraxis eines der beliebtesten Mudras.Es wird auch als Siegel der Weisheit bezeichnet. Das Ausüben dieser Mudra leitet die Energie in den Körper und kann dein Wahrnehmungsvermögen verbessern. Sie stärkt deine Konzentration und unterstützt dich dabei, innerlich friedlicher und ruhiger zu werden. 

Ausführung: 
Für Jnana Mudra legst du deine Hände mit den Handflächen nach oben auf deinen Oberschenkeln ab. Die Spitzen von Daumen und Zeigefinger berühren sich. Die restlichen Finger bleiben locker ausgestreckt. Die Handflächen zeigen nach oben. 

Chin Mudra hat eine ganz ähnliche Wirkung wie Jnana Mudra. Diese Mudra steht für spirituelle Entfaltung und höheres Bewusstsein. Sie hilft uns dabei, Energieblockaden im Körper zu lösen und neue Energie freizusetzen. 

Ausführung: 
Für Chin Mudra legst du deine Hände mit den Handflächen nach unten auf deinen Oberschenkeln ab. Daumen- und Zeigefingerspitzen berühren sich. Die anderen Finger sind ganz entspannt.

*Hinweis: Je nach Yogatradition werden die Mudras unterschiedlich benannt, es gibt Traditionen, die Chin-Mudra mit Handflächen nach oben und Jnana-Mudra mit Handflächen nach unten unterrichten. Wie du siehst: Es gibt nicht ein Yoga. Yoga und damit auch Meditationstechniken haben sich über tausende von Jahren über viele unterschiedliche Traditionen (weiter) entwickelt. 

Vishnu Mudra

Diese Mudra ist vor allem aus der Wechselatmung, Anuloma Viloma oder auch Nadi Shodana, bekannt und wird besonders beim Praktizieren dieser Pranayama Technik genutzt. Sie ist die traditionelle Mudra des indischen Gottes Vishnu und steht für Ruhe, friedvolles Handeln und Sein. Bei Anwendung im Rahmen der Wechselatmung trägt sie zur Harmonisierung des Naturelementes Luft bei. 

Ausführung
Für die Praxis von Vishnu Mudra werden Zeigefinger und Mittelfinger in Richtung Daumenballen gebeugt. Ringfinger, Daumen und kleiner Finger werden abgespreizt. Mit Daumen und Ringfinger werden die Nasenlöcher abwechselnd zugehalten, um die Wechselatmung zu unterstützen. In diesem kurzen Video erkläre ich dir noch einmal die Wechselatmung: 

Phrthivi Mudra – Die Erde Geste

Prthivi bedeutet übersetzt so viel wie Erde. Dieses Mudra hilft uns dabei, zur Ruhe zu kommen, geduldiger und toleranter mit uns und unserem Umfeld umzugehen. Das Mudra kann dabei helfen, in unserer modernen Welt, in der die Erdung oft zu kurz kommt, innezuhalten und das ständig aufgebrachte Nervensystem herunterzufahren. Es hilft gleichzeitig dabei, Schwäche und Erschöpfung auszubalancieren und Prana (Lebensenergie) im Körper zu wecken. 

Ausführung: 
Setze dich in den Meditationssitz deiner Wahl, gerne den Schneidersitz. Für dieses Mudra berührst du nun mit der Daumenspitze die Spitze deines Ringfingers. Die anderen drei Finger bleiben ausgestreckt. Lege die Hand auf deine Knie.

Wenn du noch mehr über die Welt der Mudras erfahren möchtest, empfehle ich dir das Buch „Das große Buch der Mudras“ von Indru Arora*. Dieses Buch bietet eine umfassende Übersicht über Mudras und ihre Wirkung auf Körper und Geist.

Es lohnt sich wirklich, diese wunderbaren Gesten in deine tägliche Praxis zu integrieren. Sie können dir helfen, tiefer in die Welt des Yoga und der Meditation einzutauchen.

Du möchtest praktischer in das Thema einsteigen? Mudras sind ein elementarer Teil meiner Meditationskurse. Mehr Informationen zu meinen Kursen erhältst du hier.

Von Herzen, 
Anna

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