Nervensystem-Regulation und Meditation

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Ein Grundgesetz der Natur besagt: Jedes System ist auf Ausgleich ausgelegt. Keine Blume blüht 365 Tage und Nächte. Alles hat einen notwendigen Gegenpol. Auf Anspannung folgt Entspannung. Nach Hitze, Kälte. Nach Trockenheit, Regen. 

Auch der Mensch und sein Nervensystem unterliegt diesem Gesetz der Natur – auch wenn er alles erdenkliche unternimmt, dieses Naturgesetz zu überschreiben aka schneller, weiter, höher, keine Pausen, wenig Schlaf, etc. Dysbalancen, wie andauernde Zustände von Stress und Unruhe, wirken direkt auf Körper, Geist und Seele und können zu Erkrankungen, wie beispielsweise Burnout, führen.

In diesem Beitrag möchte ich dir einige Grundlagen des menschlichen Nervensystems erklären und was es bedeutet, dein System bewusst zu regulieren.

Aufbau des Nervensystems

Unser Nervensystem umfasst alle Nervenzellen des menschlichen Körpers. Es ist für die Aufnahme, Weitergabe und Speicherung von Informationen und Reizen verantwortlich, sozusagen unsere Informationsleitung Nummer 1. Es steuert sämtliche Abläufe im Körper, wie Bewegung und Organfunktionen.

Anatomisch betrachtet lässt es sich in zwei Bereiche unterteilen: Das zentrale Nervensystem (kurz: ZNS), das Gehirn und Rückenmark umfasst. Und das periphere Nervensystem, das alle weiteren Nerven einschließt: Hirnnerven, Spinalnerven, Sinnesorgane.

Um zu verstehen, wie Yoga und Meditation auf das System Mensch wirken, müssen wir einen genaueren Blick auf die Funktionen des Nervensystems werfen. Funktional betrachtet unterteilt es sich in somatisches und vegetatives Nervensystem.

Somatische Nervensystem

Das somatische Nervensystem steuert alle Vorgänge, die bewusst und willentlich ablaufen, wie beispielsweise die gezielte Bewegung von Gliedmaßen beim Ausführen von Asanas. Das vegetative Nervensystem regelt alle Abläufe im Körper, die automatisch, d.h. ohne bewusstes Zutun ablaufen, wie Atmung, Herzschlag, Stoffwechsel, Verdauung. All diese überlebensnotwendigen Impulse übernimmt unser Körper & Geist autonom für uns – danke für dieses ausgeklügelte System, liebe Schöpfung! Das bedeutet jedoch, dass es nicht möglich ist, völlig willkürlich auf das vegetative Nervensystem einzuwirken. Das ist auch der Grund, warum Entspannung nicht auf Knopfdruck funktioniert. 

Vegetatives Nervensystem

Das vegetative Nervensystem ist in drei Stränge aufgeteilt: 

Der Sympathikus fährt das gesamte System hoch und macht uns bereit für Aktivität und Leistung. Man spricht hierbei auch von Kampf oder Flucht (fight or flight): Das Herz schlägt schneller, die Atmung wird flacher, die Pupillen weiten sich und die Darmtätigkeit wird heruntergefahren — denn wer will schon auf Toilette müssen, wenn’s brenzlig wird.  

Wohingegen der Mensch in früheren Zeiten regelmäßig physischer Gefahr ausgesetzt war (Begegnung mit Säbelzahntiger beim Jagen), hat sich die Gefahr heute auf subtilere Ebenen, gedanklich und emotional, verlagert: Eine Flut an E-Mails, die Dauerbeschallung durch (soziale) Medien, der Spagat zwischen Familie und Arbeit. Doch ganz egal ob die (vermeintliche) Gefahr in Form eines Wildtieres vor uns steht oder als E-Mail in unserem Postfach landet: Die Bio-Chemie des Menschen ist gleich geblieben. Der Sympathikus, Kampf- oder Fluchtmodus, wird aktiviert.  

Den natürlichen Gegenpol bildet der sogenannte Parasympathikus: Der Teil unseres Nervensystems, der die Regeneration fördert. Er sorgt für eine Verlangsamung des Herzschlags, Vertiefung der Atmung, Aktivierung der Verdauung, Lockerung der Muskulatur. Er ist grob gesprochen für Entspannung und Verdauung zuständig (rest & digest).

Das Nervensystem zu regulieren bedeutet, bewusst Ausgleich zwischen genau diesen Polen zu schaffen: Anspannung und Entspannung

Regulation des Nervensystems

Ausgleich zu schaffen bedeutet nicht immer und automatisch Entspannung. Ein Ungleichgewicht ist grundsätzlich in alle Richtungen möglich und kennt viele Zwischenstufen. Außerdem: Was für Andere entspannend sein mag, kann für dich persönlich Stress bedeuten, z.B. 45 Minuten in Stille meditieren.

Meine persönliche Empfehlung zur Regulation deines Nervensystems:
  1. Vertiefe dein Verständnis über deine Bio-Chemie (z.B. Aufbau und Funktion des Nervensystems)
  2. Checke regelmäßig bei dir selbst ein, um festzustellen, wo du stehst (dein Nervensystemzustand) und was du brauchst
  3. Wähle Übungen / eine (Yoga-)Praxis, die dir in deiner aktuellen Situation dienlich ist

In unserer modernen, westlichen, kapitalistisch geprägten Gesellschaft finden sich viele Menschen in einem Hamsterrad aus Daueranspannung, Leistungsdruck und Stress wider. Das heißt im Kampf- oder Fluchtmodus. Ein bewusster Ausgleich bedeutet in diesem Fall Entschleunigung und Aktivierung des Parasympathikus. Obwohl das vegetative Nervensystem nicht willkürlich gesteuert werden kann, gibt es einige Werkzeuge und Hilfsmittel, die es uns erlauben, indirekt Einfluss zu nehmen, z.B. Meditation. 

Den Parasympathikus mit Hilfe von Meditation aktivieren

Eine der bekanntesten Meditationsformen ist die Atemmeditation, bei der der Fokus auf der Beobachtung der Atmung liegt. Durch ruhiges, tiefes Atmen werden Körper und Geist entspannt und harmonisiert und die Nervenzellen des Parasympathikus stimuliert. In meinem Podcast Meditationsliebe findest du eine Reihe an beruhigen Atemmeditation, wie beispielsweise die kohärente Atmung. Hier kommst du direkt zur geführten Meditation. 

Eine weitere Möglichkeit, um deinen Parasympathikus zu aktivieren, ist über Visualisierung, z.B. deines persönlichen Ruheorts. Auch hierzu gibt’s eine kraftvolle geführte Meditation im Podcast: „Reise zu deinem Ruhe- & Kraftort„.

Auch die Progressive Muskelrelaxation (PMR) ist eine wunderbare Möglichkeit, Ruhe und Entspannung in dein System zu bringen. Bei dieser Meditationsform liegt der Fokus auf der Wahrnehmung und Entspannung deiner grobstofflichen Hülle, deines Körpers. Hier kommst du zu meinem 15-minütigen, kostenlosen PMR.  

Ganz gleich ob Meditation, Asanas (Körperübungen) oder einfach eine bewusste Pause in der Mittagssonne — probiere aus, was sich für DICH gut anfühlt. Nervensystem-Regulation ist individuell, hier gibt es keine one-size-fits-all Lösung. Noch ein wichtiger Hinweis: Setze dich nicht (noch mehr) unter Druck und Stress, indem Übungen zur Nervensystem-Regulation ein weiterer Punkt auf der oftmals sowieso schon ellenlangen To-Do Liste werden. Manchmal ist weniger mehr und genau das, was wir eigentlich brauchen.

Meine Yoga- und Meditationskurse unterstützen dich dabei, dich selbst besser kennen und lenken zu lernen und Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Hier kommst du zur Übersicht meiner aktuellen Kurse. 

Von Herzen, 

Anna